Verlegte Stolpersteine 2018

Neustr. 62

Hugo und Sofie Lifmann

Hugo Lifmann entstammt einer alteingesessenen Dinslaken Familie. Die Familie Lifmann war seit Generationen als Metzger und im Viehhandel tätig. Hugo Lifmann wurde 1871 in Dinslaken geboren. Seine Ehefrau Sofie Stern stammte aus Kamen. Hugo Lifmann und Sofie Stern heirateten 1906 und lebten gemeinsam in Dinslaken. Die Ehe der Lifmanns blieb kinderlos. Am Morgen des 10. November 1938 wurde auch das Ehepaar Lifmann im eigenen Haus Opfer eines Überfalls durch den NSDAP-Kreisleiter Friedrich Schulte und Mitglieder verschiedener NS-Gruppierungen. Wegen seines fortgeschrittenen Alters wurde Hugo Lifmann nicht mit anderen jüdischen Männern in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Das Ehepaar verzog am 23. September 1939 nach Köln. Seit dem 17. Oktober 1939 lebte das Ehepaar in der Ladenspelderstr. 47 in Essen. Das Haus in der Ladenspelderstr. 47 gehörte Siegfried und Regine Strauß, dem Sohn und der Schwiegertochter des Dinslakener Lehrers Leopold Strauß. Auch Leopold Strauß war Morgen des 10. November 1938 in Dinslaken überfallen und dabei schwer misshandelt worden. Er war an den Spätfolgen der Misshandlungen im Juni 1939 in Essen verstorben. Am 5. Februar 1940 verzog das Ehepaar von Essen aus in die Niederlande und  lebte in der Slichtenhorststraat 16 Nijmwegen. Am 18. November 1942 wurden Sofie und Hugo Lifmann in das "Durchgangslager" Westerbork eingeliefert. Von dort wurden sie am 4. Dezember 1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet.

 

Auskünfte:

Haus der Geschichte Essen, vom 17.07.2014

Stadtarchiv Kamen vom 14.07.2014.

Herinnerungscentrum Kamp Westerbork vom 23.04.2014.

Meldebüro/Bürgerbüro Dinslaken, Meldekarte Ehepaar Lifmann.

 

Literatur:

Mark Roseman, In einem unbewachten Augenblick, Berlin  2. Auflage 2009.

Anne Prior, Wo die Juden geblieben sind, ist nicht [...] bekannt. Essen 2010.

Klaus Goehrke, "Weil wir Juden waren", Kamen 1999.

Gedenkbuch für die die Toten des Pogroms 1938 (Hrsg.: Mahn- und Gedenksätte Düsseldorf), Düsseldorf 2019.
 

 

 

 

Neustr. 43

Leo Friedländer

Leo Friedländer wurde am 5. Juli 1923 als jüngstes Kind des Ehepaares Wolf und Eugenie Friedländer in Duisburg-Ruhrort geboren. Wolf Friedländer war Handlungsreisender, seine Ehefrau Eugenie versorgte die vier KInder Selma, Sophie, Adolf und Leo. 1929 kam es durch eine defekte Gasleitung zu einem schrecklichen Unfall im Haus Friedländer, Wolf und Eugenie Friedländer starben an den Folgen.  Selma war zu diesem Zeitpunkt bereits verheiratet, die achtzehnjährige Sofie war in der Lage, alleine für sich sorgen. Die Söhne Adolf und Leo gelangten im Juni 1929 in das Dinslakener Waisenhaus. Adolf floh 1938 in die NIederlande. Am 28. Oktober 1938 wurde Leo mit anderen Dinslakener Juden verhaftet und am nächsen Tag vom Bahnhof Duisburg aus nach Bentschen/Polen deportiert. ("Polenaktion") Von Bentschen aus gelangte Leo zu Verwandten seiner Mutter nach Pereshinko in Galizien. Zunächst hatte er noch brieflichen Kontakt zu seinen Schwestern. Ein letzter, am 1. Oktober 1942 geschriebener Brief erreichte ihn jedoch nicht mehr. Über die Umstände seines Todes ist nichts bekannt. Er gilt als "verschollen".

 

Auskunft:

Alon Danieli, Israel.

Meldebüro Stadt Dinslaken.

 

Literatur:

Günter von Roden, Geschichte der Juden in Duisburg, Duisburg 1986.
 

 

 

Anni Mainzer

Anna Mainzer, genannt Anni, wurde als Anna Spiegel am 1. Juni 1914 in Versmold geboren. Ihre Eltern waren Siegmund Spiegel und Lena, geborene Katz. Anna hatte noch eine Schwester, Martha. Im Jüdischen Waisenhaus traf Anni, aus Versmold kommend, am 24. Januar 1936 ein. Nach dem Pogrom im November 1938 zog Anni am 5. Dezember 1938 nach Bielefeld. Dort heiratete sie am 10. Januar 1941 Ludwig Mainzer. Vermutlich lernte Anni ihren späteren Ehemann Ludwig Mainzer in der "Israelitischen Taubstummen-Anstalt Berlin-Weissensee" kennen. In der Ausstellung "Öffne deine Hand für die Stummen", die vom November 1993 bis zum Januar 1994 in Berlin-Weissensee gezeigt wurde, erscheinen beide Namen auf einer Erinnerungstafel für die während des Nationalsozialismus ermordeten Lehrer und Schüler der Anstalt.

Anni Mainzer und ihr Ehemann Ludwig zogen nach ihrer Heirat nach Düsseldorf-Gerresheim. Das Ehepaar wurde am 29. Oktober 1941 gemeinsam mit anderen Familienangehörigen der Familie Mainzer in das Ghetto von Litzmannstadt deportiert. Ludwig Mainzer starb am 7. April 1942 im Ghetto, seine Ehefrau Anni wurde am 14. Mai 1942 aus dem Ghetto gebracht und am nächsten Tag in Chelmno ermordet.

 

Auskunft:

Bürgerbüro Stadt Dinslaken.

 

Literatur:

"Öffne deine Hand für die Stummen". Die Geschichte der Israelitischen Taubstummen-Anstalt Berlin-Weissensee 1873-1942. Berlin 1993.

Angelika Genger/HIldegard Jakobs (Hrsg.): Düsseldorf/Ghetto Litzmannstadt 1941, Essen 2010. 

 

Günther Rosenthal

Günther Rosenthal wurde am 24. Februar 1928 in Buer-Erle geboren. Er blieb das einzige Kind des Ehepaares Pau Rosenthal und Rosa Simon. Paul Rosenthal war Schneider, seine Ehefrau Hausfrau. Ihre Ehe wurde 1937 geschieden. Seit Januar 1938 lebte Günther im Waisenhaus Dinslaken. Nach dem Pogrom im November 1938 gelangte Günther mit anderen Waisenhausbewohnern nach Köln, er lebte nun im Israelitischen Waisenhaus Köln-Brausfeld, Aachener Str. 443.Günther Rosenthal traf am 20. Dezember 1938 mit den anderen KIndern des Waisenhauses in Brüssel ein. Zunächst lebte er in der "Villa Johanna" im Badeort Middelkerke bei Ostende. Ende Februar lebte er im Heim Speyer in Anderlecht. Ende September zog er zu seiner Mutter Rosa Simon, die inzwischen in Brüssel lebte. Über die Umstäde der Verhaftung von Günther Rosenthal ist nichts bekannt, er traf zu einem unbestimmten Zeitpunkt in der "Kazerne Dossin" in Mechelen ein. Von hier aus wurden die in Belgien lebend Juden nach Auschwitz deportiert. Günther Rosenthal wurde am 18. August 1942 als Person Nr. 153 des IV. Transports registriert und deportiert. Vermutlich wurde er sofort nach der Ankunft des Zuges ermordet. Auch seine Mutter Rosa Simon und sein Vater Paul Rosenthal wurden in nach Auschwitz ermordet.

 

Literatur:

Anne Prior, "Geben Sie diese Kinder nicht auf!", Essen 2015.
 

 

 

© Rainer Höpken

 

 

Neustr. 35

Sidonie Sternberg

Sidonie Sternberg wurde als Sidonie Münzer am 19.10.1913 in Gera geboren. Ihre Eltern waren Salomon Münzer und Eva Münzer, geborene Zinner. Über ihre Kindheit und Jugend in Gera ist wenig bekannt. Nach Dinslaken kam sie am 2.März 1937 zur Anmeldung. Sie lebte im Haus der Familie Moses. Die Moses hatten einen Gerbereibetrieb. Vermutlich arbeitete Sidonie Münzer bei der Familie als Hausangestellte. Ihre Meldekartei gibt darüber keine Auskunft. Den Novemberpogrom erlebte sie im Hause Moses. Max Moses wurde verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Rosalie Moses, seine Mutter, starb wenige Tage nach dem Überfall auf das Haus in einem Dinslakener Krankenhaus. Die Familie Moses bereitete nach der Entlassung von Max Moses aus dem Konzentrationslager ihre Flucht in die Niederlande vor, wo bereits Hugo Moses, ein anderer Sohn der Familie lebte.Am 15. Februar 1939 meldete sich Sidonie Münzer nach Oberhausen ab. Dort heiratete sie am 26. Mai 1939 Wolfgang Sternberg aus Duisburg. Wolfgang Sternberg schlug sich zu diesem Zeitpunkt mit Gelegenheitsarbeiten durch, auch wurde er als Jude zwangsweise zur Arbeit eingesetzt. Später lebte das Ehepaar bei Otto Sternberg in Duisburg, dem Vater von Wolfgang Sternberg. In Duisburg wurde auch ihre Tochter Chana am 18. April 1940 geboren.

Von Duisburg aus wurde das Ehepaar Sternberg mit ihrer kleinen Tochter Chana am 11. Dezember 1941 in das Ghetto von Riga deportiert. Dort verliert sich ihre Spur.

 

Auskunft:

Standesamt Gera am 20.03.2013

Stadtverwaltung Oberhausen vom 20.03.2013

Meldebüro Stadt Dinslaken.

 

Literatur:

Günter von Roden, Geschichte der Juden in Duisburg, Duisburg 1986.

Anne Prior, Wo die Juden geblieben sind, ist (...) nicht bekannt, Essen 2010.
 

 

 

 

Karl-Heinz-Klingen-Str. 22

Sindel Abosch

Hilda Abosch

Willy Abosch

Oskar Abosch

Otto Abosch

 

Der Kaufmann Sindel (Siegmund) Abosch und seine Ehefrau Hilda zogen im August 1925 von Hamborn nach Dinslaken, zunächst in die Augustastr. 154.  Das Ehepaar stammte aus Galizien. Der ältest Sohn Oskar kam 1917 in Wien auf die Welt, Sohn Willy 1925 in Stanislawa/Galizien. Otto wird am 13.02.1926 in Dinslaken geboren. Die Familienmitglieder waren alle polnische Staatsangehörige. Sindel Abosch verdiente in Dinslaken den Lebensunterhalt für seine Familie mit einem kleinen Möbelgeschäft, ab den Jahren 1933/34 war er "Reisender".

Die Familie Abosch gehörte zu den ca. 17.000 in Deutschland lebenden Juden mit polnischer Staatsangehörigkeit, die von der deutschen Reichsregierung am 27. und 28. Oktober 1938 zusammengetrieben und nach Polen deportiert wurden. Am 28. Oktober wurde die Familie Abosch in Dinslaken vor dem Rathaus in einem Lastkraftwagen geladen und über die Stationen Duisburg und Düsseldorf in das polnische Zbaszyn/Bentschen gebracht. Dort lebten sie mit tausenden Deportierten unter erbärmlichen Umständen. Im Juli 1939 erreicht die Familie Stanislawow in Polen. Dem Ehepaar Abosch gelang es, ihren Sohn Otto mit einem Kindertransport nach England in Sicherheit zu bringen. Sohn Oskar lebte für einige Zeit in Warschau. Seit dem Juni 1941 hattte Otto Abosch kein Lebenszeichen mehr von den Eltern und Geschwistern. Er lebte in Leeds und erlernte den Beruf des Schneiders.

 

Mitteilungen:

Schriftliche Mitteilung ITS Bad Arolsen.

Schriftliche Mitteilung Bürgerbüro Dinslaken.

 

Literatur:

Anne Prior, Wo die Juden geblieben sind, ist (...) nicht bekannt. Essen 2020.

 

Quellen:

Landesarchiv Duisburg, Abt. Rheinland, Gerichte Rep. 196-2504.